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Ist Familie heute Luxus?

Ist Familie heute Luxus?

Für Kinder entscheidet man sich im besten Fall aus Liebe. Gleichzeitig ist es gut, bei der Familiengründung möglichst früh zu bedenken, was das Haushaltsbudget hergibt. Wir wagen einen Kassensturz.

Linda und Peter aus Augsburg erwarten im Frühjahr ihr erstes Kind. Endlich zu dritt, eine richtige Familie! Mit tausend Dingen, auf die sich die beiden freuen: Kuscheln im Familienbett, Krabbelgruppe, Einschulung, Faschingskostüme basteln… Der ganze wunderbare Wahnsinn, den man erlebt, wenn man ein menschliches Leben von Tag eins an begleiten darf. Ein Leben, für das allerdings auch die finanzielle Familienplanung neu aufgestellt werden muss: Denn durchschnittlich schlägt ein Kind bis zum 18. Geburtstag mit etwa 150.000 € für Essen, Kleidung und medizinische Versorgung zu Buche – etwa 700 € monatlich.* Studium, Führerschein, Hilfe bei der ersten eigenen Wohnung – aber auch die teilweise immer noch sehr kostspielige Kinderbetreuung – sind da noch nicht mit eingerechnet.

Linda und Peter haben bereits vor Monaten mit den Anschaffungen begonnen: Babybett, Kinderwagen, Babykleidung, Babyphone – das addiert sich. „Das Warenangebot ist gigantisch, da besteht schon akute Kaufrauschgefahr“, lacht Linda. Durchschnittlich geben junge Eltern vor der Geburt und im ersten Lebensjahr des Kindes in Deutschland 5.000 € für die Ausstattung ihres Nachwuchses aus. Doch das muss nicht sein. Viele junge Eltern halten die Kosten mit Secondhand-Käufen im Rahmen – oder werden selbst kreativ. „Uns macht es Spaß, über Flohmärkte zu ziehen und Dachbodenschätze wie ein altes Kinderbett aufzuarbeiten“, sagt Peter. „Insgesamt ist es aber auf jeden Fall sinnvoll, alle Ausgaben aufzuschreiben, um den Überblick zu behalten. Schließlich möchten wir unserem Kind auch später ein gutes Leben bieten.“

„Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. Doch die Entscheidung für ein Kind fällt jeder für sich.“

Doch nicht nur die nötigen Anschaffungen und Lebenshaltungskosten für das kleine Familienmitglied müssen bedacht werden. Auch die höheren Wohnkosten für Familien L gleicht das monatliche Kindergeld kaum aus. Drei Kinder in einer angesagten Großoder Mittelstadt in einer großen Wohnung aufzuziehen, ist heute zunehmend nicht mehr normal, sondern tatsächlich Luxus. Die Frage für Normalverdiener ist dann oft: Zahlen wir viel Geld für eine Wohnung und verzichten auf Auto und größere Urlaube? Oder ziehen wir weit raus ins Umland, wo vielleicht auch noch eine Doppelhaushälfte bezahlbar ist?

„Die Kosten für Krippen- und Kitaplätze variieren von Ort zu Ort, können aber mehrere hundert € pro Monat betragen. Als einziges Bundesland gibt es in Bayern zusätzlich ein Familiengeld in Höhe von 250 Euro monatlich, das alle Eltern von zwei- bis dreijährigen Kindern erhalten.“

150.000 €

KOSTEN FÜR EIN KIND BIS ZUM 18. LEBENSJAHR

5.000 €

KOSTEN FÜR EIN KIND VOR DER GEBURT UND 1. LEBENSJAHR

Dazu kommt ein weiteres Thema: die familienbedingt ausfallenden Einnahmen. Auch wenn immer mehr Männer Elternzeitmonate nehmen, ist das Problem des langfristigen Verdienstausfalls noch überwiegend weiblich. Auch Linda möchte am liebsten drei Jahre mit ihrem Kind zuhause bleiben und anschließend in Teilzeit arbeiten. Doch wenn man die Zahlen nüchtern anschaut, ist klar: Diese Entscheidung muss man sich leisten können.

Immerhin: Für zwölf bis vierzehn Monate fließt das staatliche Elterngeld (in Höhe von maximal 67 % des Vorjahresnetto). Wird es auf zwei Jahre gestreckt, halbiert sich die monatliche Summe. „Das ist ein guter Anfang“, sagt Linda. Und dass es Extramonate für Väter gibt, die in Elternzeit gehen, finden Peter und Linda auch prima. „Aber um drei Jahre zu Hause zu bleiben, reicht das Geld eben doch nicht.“

Bei der gesetzlichen Rente schließlich werden pro Kind insgesamt drei Jahre an Kinder- Für die ersten drei Jahre der Kindererziehung erhält die Person, die die Hauptbetreuungsarbeit übernimmt, insgesamt drei Rentenpunkte in der Sozialversicherung gutgeschrieben. Sie wird für diesen Zeitraum so gestellt, als hätte sie Beiträge aufgrund des Durchschnittsverdienstes aller Versicherten gezahlt. Ein Rentenpunkt entspricht derzeit 36 € Rente pro Monat. Einzahlungen aus sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten während dieser Zeit zählen zusätzlich. Luxus? WEITERE INFOS ZUM THEMA: SCAN MICH! KOSTEN FÜR EIN KIND BIS ZUM 18. LEBENSJAHR 150.000 € KOSTEN FÜR EIN KIND VOR DER GEBURT UND 1. LEBENSJAHR 5.000 € erziehungszeiten gutgeschrieben. In einer Partnerschaft, muss man sich einigen, wer sie erhält. Das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht. Insbesondere Frauen sollten gut darüber nachdenken, ob sie für die Familie jahrelang zurückstecken wollen, warnt Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin für Betriebswirtschaft und Corporate Governance an der Universität Mannheim. Im schlimmsten Fall drohe die lebenslange Teilzeitfalle. Und je größer die Familie, umso größer das Risiko, nicht wieder richtig in den Beruf zurückzufinden. Mehr als die Hälfte der deutschen Mütter arbeitet heute noch in Teilzeit, wenn das jüngste Kind bereits ein Teenager ist. Das hat entsprechende Folgen für die Bezahlung und die späteren Rentenansprüche von Frauen.

Wenn jemand mehrere Jahre ganz für die Kinder da sein möchte, ist es wichtig, dass man die Entscheidung als Paar gemeinsam trifft, empfiehlt die Expertin. Und sich auch schon früh überlegt: Was bedeutet das fürs Alter? Und gibt es Möglichkeiten, innerhalb einer Partnerschaft einen finanziellen Ausgleich zu schaffen?

EIN JAHR KINDERERZIEHUNGSZEIT = EIN RENTENPUNKT

Für die ersten drei Jahre der Kindererziehung erhält die Person, die die Hauptbetreuungsarbeit übernimmt, insgesamt drei Rentenpunkte in der Sozialversicherung gutgeschrieben. Sie wird für diesen Zeitraum so gestellt, als hätte sie Beiträge aufgrund des Durchschnittsverdienstes aller Versicherten gezahlt. Ein Rentenpunkt entspricht derzeit 36 € Rente pro Monat. Einzahlungen aus sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten während dieser Zeit zählen zusätzlich.

Sind Kinder also heute tatsächlich Luxus? Ja, denn anders als früher zieht man heute mit ihnen nicht mehr die persönliche Altersvorsorge groß. Heute werden Eltern mit langen Kinderbetreuungszeiten, die für die nächste Generation Verantwortung übernehmen, sogar mit dem „Gender Pension Gap“ bestraft. Der zeigt sich konkret in den 20 Prozent geringeren Rentenansprüchen von Frauen im Vergleich zu Männern. Hier muss die Politik dringend nachjustieren und die gesellschaftliche Leistung von Eltern zukünftig besser würdigen. Aber deswegen gleich ganz auf Kinder verzichten?

„Was soll das für ein Leben sein?“, fragt Peter zurück. „Sich nur aus finanziellen Gründen das Glück der eigenen Familie zu versagen, ist wirklich eine sehr traurige Vorstellung“, findet Linda. Und natürlich hat sie Recht.

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