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Interview mit Robert Haas, Schwerbehindertenvertretung der BVK

Robert Haas, BVK: Im Einsatz für schwerbehinderte Menschen 

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enn man über das Thema Inklusion in der BVK sprechen möchte, kommt man an Robert Haas nicht vorbei: Der 60-Jährige ist seit vielen Jahren der Schwerbehindertenbeauftragte der Bayerischen Versorgungskammer. Im Herbst 2022 wurde er für weitere vier Jahre wiedergewählt. Wir haben uns mit Robert Haas getroffen. Herausgekommen ist ein interessantes Gespräch über Vorurteile, Barrierefreiheit und die bisherigen Erfolge in der Schwerbehindertenvertretung.

Herr Haas, Sie blicken auf mehr als 20 Jahre Erfahrung als Schwerbehindertenbeauftragter zurück. Was sollte jemand mitbringen, der sich als Vertrauensperson nach dem Schwerbehindertenrecht engagieren möchte?

Auf jeden Fall sollte man eine gewisse Empathie und Sozialkompetenz für seine Mitmenschen und Menschen mit Behinderung mitbringen. Wer sich nicht in die Bedürfnisse dieser Menschen hinein denken kann, sollte diesen Job nicht übernehmen.

Wieso haben Sie sich für die Position  entschieden? Gibt es ein persönliches Involvement zu diesem Thema? Und wie wird man eigentlich Vertreter dieser Personengruppe? 

Ich wollte mich gerne für die Belange schwerbehinderter Menschen einsetzen und engagieren, da ich selbst schwerbehindert bin. Es handelt sich dabei um ein Wahlamt. Das heißt: In Betrieben und Verwaltungen, die mehr als 5 Menschen mit einer Behinderung beschäftigen wird von dem Personenkreis der Menschen mit Behinderung sowie ihnen gleichgestellten Personen  alle vier Jahre eine Vertrauensperson gewählt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Leben von Robert Haas aus? 

Die Schwerbehindertenvertretung kümmert sich um die Belange schwerbehinderter Menschen und steht den Beschäftigten und der Dienststelle in Fragen rund um die Behinderung, helfend und beratend zur Seite. An einem typischen Arbeitstag, versuche ich den überwiegend fremdbestimmten Terminen und Besprechungen gerecht zu werden.

Wie gehen Sie mit den zum Teil bestimmt auch nicht einfachen Schicksalen der Menschen um, die sich Ihnen anvertrauen? Kamen Sie hier schon mal an Ihre Grenzen?

Es heißt, eine Vertrauensperson für Menschen mit Behinderung sollte „Mitfühlen, aber wenn möglich nicht Mitleiden“. Dies gelingt mir nicht immer!

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für schwerbehinderte Menschen im beruflichen Umfeld?

Es ist gar nicht so einfach den Barrieren und Vorurteilen – auch im Kopf von uns Menschen – entgegen zu wirken. Dazu gehören auch Äußerungen wie: „Behinderte sind doch öfter krank, sie erbringen weniger Leistung“. Ziel sollte eine barrierefreie Teilhabe aller Menschen am ersten Arbeitsmarkt sein.

Wie kann der öffentliche Dienst barrierefreier gestaltet werden, um die Teilhabe von schwerbehinderten Menschen zu erleichtern?

Indem wir gemeinsam mit den lnteressenvertretungen, den lnklusionsämtern sowie den Dienststellen und Betrieben die Barrieren überwinden und ernsthaft das Thema .Barrierefreiheit“ zum Thema machen!

Auf einer Skala von 1-10 – wo stehen die Betriebe und Unternehmen heute beim Thema Inklusion?

Wir stehen auf dieser Skala maximal bei 5. Der öffentliche Dienst liegt dabei meistens um einiges vor der Privatwirtschaft. Dort ist in vielen Fällen noch sehr viel mehr zu tun.

Ist die Situation von behinderten Menschen im öffentliche Dienst besser als in der freien Wirtschaft?

Ja, weil im Rahmen der Fürsorgepflicht der öffentliche Dienst hier eine Vorbildfunktion hat, z.B. im Bewerbungsverfahren was die Teilnahme des Schwerbehindertenbeauftragten an Vorstellungsgesprächen betrifft!

Was hat die BVK als Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes beispielhaft bisher getan, um die Inklusion von schwerbehinderten Menschen zu fördern? Und sind Sie mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden?

Die gesamte Teilhabe am Arbeitsleben und die Ausgestaltung der auf die jeweiligen Probleme zugeschnittenen Arbeitsplätze in der BVK sind vorbildlich. In Zusammenarbeit mit den Interessenvertretungen, der Träger wie Inklusionsamt, Integrationsfachdienst und der deutschen Rentenversicherung wurde z. B. dafür gesorgt, dass für leistungsgewandelte und gesundheitlich angeschlagene Mitarbeitende „leidensgerechte Arbeitsplätze“ entstanden sind. Dazu gehören Arbeitsplätze für blinde, hörbehinderte und gehörlose Menschen. Die BVK wurde sogar mit in die Datenbank des Instituts der Deutschen Wirtschaft (REHADAT) mit aufgenommen (Sehbehindertenarbeitsplatz).

Und für schwerbehinderte Hausmeisterinnen und Hausmeister wurden angepasste Sommer- und Wintergeräte wie Kabinen für Traktoren und Standgeräte organisiert. Außerdem hat sich die BVK dem Thema Barrierefreiheit gestellt und arbeitet intensiv an der Bundesverordnung zum BITV 2.0 (Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz).

Natürlich gibt es auch in der BVK Verbesserungsmöglichkeiten. Zufrieden kann ich erst sein, wenn wir keine Barrieren mehr haben!

Welche Erfolge konnten Sie persönlich bereits erzielen und welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Ich denke, dass ich mir über die Jahre als Schwerbehindertenbeauftragter einen gewissen Respekt erarbeitet habe. Dieser hilft mir in den Gesprächen – auch mit den Führungskräften und der Dienststelle – einen zumutbaren Lösungsansatz für die schwerbehinderten Beschäftigten vorzulegen. Als Vertrauensperson bin ich nicht neutral, sondern vertrete die Interessen der schwerbehinderten Menschen in der BVK. Dennoch habe ich immer auch ein Auge auf die berechtigten Interessen und Sorgen der Führungskräfte und der Dienststelle.

Meine Ziele für die Zukunft, sind die Sicherung und die Begleitung der Arbeitsplätze in der BVK für Menschen mit Behinderung – auch und gerade wegen des demographischen Wandels.

Welche Rolle spielt Ihre Arbeit als Schwerbehindertenbeauftragter in ihrem Privatleben?

Eine sehr große. Ich bin auch ehrenamtlich z.B. im Beruflichen Eingliederungsmanagement (BEM) für kleine und mittelständige Betriebe „kostenlos“ unterwegs und begleite BEM-Verfahren für Menschen mit Behinderung.

Gibt es noch eine Botschaft, die Sie der Gesellschaft als Privatperson und oder in der Funktion als Schwerbehindertenbeauftragter mit auf den Weg geben möchten?

Ja, und zwar ein Zitat der großen Schriftstellerin Jane Austen:

„Es bestimmt uns nicht was wir sagen, es bestimmt uns nur, was wir tun“

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