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Frauen in Führungspositionen – im Gespräch mit BVK-Vorstandsmitglied Christine Draws

Frauen in Führungspositionen – im Gespräch mit BVK-Vorstandsmitglied Christine Draws

Frau Draws, Sie haben einen beeindruckenden Karriereweg hinter sich, der Sie bis in den Vorstand der BVK geführt hat. Wie sah dieser Weg aus? Gab es bestimmte Momente, die Sie besonders geprägt haben?

Christine Draws: Vielen Dank für das Interesse an meinem Weg, der als recht geradlinig bezeichnet werden kann. Nach einem Jurastudium in Augsburg und den beiden Staatsexamina habe ich im Jahr 1995 als juristische Referentin, später Referatsleiterin, bei der BVK begonnen, im damaligen Bereich Bühnen-, Orchester- und Schornsteinfegerversorgung. Wie man sieht, habe ich meinen Berufsweg bei Zusatzversorgungseinrichtungen gestartet! Im Jahr 2006 ergab sich die Gelegenheit, die Leitung der damals größten Abteilung im Haus bei der Bayerischen Ärzteversorgung zu übernehmen. Das war insoweit ein prägender Moment, als es zu dieser Zeit in der BVK absolut unüblich war, sich in einen anderen Bereich zu bewerben. Diese Sichtweise ist heute glücklicherweise nicht mehr so stark ausgeprägt, vielleicht konnte ich auch einen kleinen Teil dazu beitragen. Beim Bereich Bayerische Ärzteversorgung wurde ich dann nach einigen Jahren stellvertretende und schließlich Bereichsleiterin. Seit Mitte 2023 bin ich Mitglied des Vorstands für die gesamte BVK und in meinem Ressort insbesondere zuständig für die Bayerische Ärzteversorgung, die ich weiterhin leite, sowie für die gesamte IT.

Wenn ich zurückblicke, sehe ich als prägend weniger einzelne Momente an als vielmehr Grundsätze, die immer mehr zu Konstanten in meinem Leben wurden. Das sind auf jeden Fall Neugierde, Mut und Freude an der Herausforderung.

Welche Hürden oder Herausforderungen haben Sie persönlich erlebt, und welche sehen Sie generell für Frauen in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst?

Christine Draws: Herausforderungen gibt es ständig und das ist gut so, denn nur diese bringen uns weiter. Als Hürde habe ich diese nie empfunden. Ein Grund ist sicherlich, dass ich in meiner gesamten beruflichen Laufbahn immer mit oder in guten Teams arbeitete. Nun bin ich die erste Frau im Vorstand der BVK. Das ist natürlich Herausforderung, aber auch Ehre und Chance. Vor allem sehe ich insoweit eine Verantwortung, der ich mir sehr bewusst bin und die ich gerne übernehme. Eine Verantwortung, die neben vielen anderen Aspekten auch die Funktion als Role Model umfasst.

Besondere Herausforderungen für Frauen liegen nach meiner Einschätzung nämlich gerade darin, dass sie immer noch nicht ausreichend Partnerinnen oder Role Models haben.

Das ändert sich leider sehr langsam. Daneben gibt es auch viele Untersuchungen darüber, dass Frauen sich mehr hinterfragen und mehr über Leistung definieren als Männer. Das ist sicherlich zutreffend und kann zusätzlichen Stress verursachen. Erkennt man dies, lässt sich diese teils selbst auferlegte Hürde jedoch mit etwas Übung überwinden.

Welche Bedeutung messen Sie Diversität, insbesondere Geschlechterdiversität, in der Führungsebene von Unternehmen bei? Wie wirkt sich diese auf die Unternehmenskultur aus?

Christine Draws: Da kann ich gleich an meinen Gedanken von eben anknüpfen. Frauen und Männer können viel voneinander lernen, insbesondere was Arbeits- und Führungsverhalten betrifft. Ich sehe das momentan auch ganz stark im Bereich IT. Dort gab es vor etwa 20 Jahren kaum Kolleginnen. Das ändert sich gerade und das Feedback bestätigt klar einen Anstieg in Zufriedenheit und Leistung. Unser Bereich IT ist übrigens auch was erfolgreiche Zusammenarbeit diverser Nationalitäten angeht ein gutes Beispiel.

Diversität ist generell DIE Voraussetzung für erfolgbringende Vernetzung, und diese wiederum Schlüssel zum Erfolg. Wir in der BVK haben diese bereits im Geschäftsmodell angelegt.

Wir haben 12 unterschiedliche Versorgungseinrichtungen unter einem Dach und dazu hochspezialisierte gemeinsame Funktionen, wie IT und Kapitalanlage.

Diversität bei Personen und Teams ist da nur folgerichtig. So hat die BVK bereits im Jahr 2010 die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Was Geschlechterdiversität angeht, tut die BVK auch einiges. 2015 hat sich der damalige Vorstand auf ein Positionspapier „Mixed Leadership“ mit dem Ziel der Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen verständigt. Unter den Maßnahmen ist auch die Teilnahme am Memorandum für Frauen in Führung – eine Selbstverpflichtungserklärung deutscher Unternehmen und Organisationen für mehr Frauen in Führung. Die BVK verpflichtet sich darin zu einer nachhaltigen Unterstützung von weiblichen Karrieren sowie ein attraktiver Arbeitgeber auch für Frauen zu sein und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu unterstützen. Wir ermöglichen flexible Arbeitszeitmodelle und haben einen Familien-Service, der Eltern mit Kinderbetreuung unterstützt, zum Beispiel mit Babysittern bei Krankheitsfällen sowie Feriencamps für Familien mit Schulkindern. Auch bei der Pflege von Angehörigen steht der Service unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Hilfsangeboten zur Seite.

Neben unserem erfolgreichen Team der Gleichstellungsbeauftragten haben wir zudem ein ebenso aktives Frauennetzwerk, das für fachlichen und persönlichen Austausch zwischen unseren Mitarbeiterinnen sorgt. Auf letzteres bin ich besonders stolz, ich habe die Frauen@BVK mitgegründet und unterstütze sie nach längerer Zeit als Vorsitzende nun als Schirmherrin.

Fotos: © Jens Schnabel


Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist ein Thema, das viele Frauen beschäftigt. Wie haben Sie persönlich diese Balance gefunden, und welche Rolle spielt dies für Sie als Führungskraft?

Christine Draws: Die Balance spielt eine ganz wichtige Rolle für alle Menschen in allen Positionen und Situationen.

Ich habe im Laufe der Zeit eine Art Radar hierfür entwickelt und steuere aktiv dagegen, wenn ich merke, dass ich beispielsweise nervös werde oder die Konzentration nachzulassen droht.

Oft sind nur kleine Pausen möglich, aber auch ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken.  Sport und Bewegung an der frischen Luft sind mein Rezept, auch der Genuss eines guten Films oder eines guten Essens. Es ist erstaunlich, wie schnell man wieder auftankt, wenn man Auszeiten wirklich und konsequent zulässt. Konsequent heißt z.B. auch, sich wirklich darüber freuen zu können, dass die Vertretung während des Urlaubes alles hervorragend im Griff hat.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen geben, die ihre Karriereziele erreichen wollen, ohne dabei ihre persönlichen Prioritäten aus den Augen zu verlieren?

Christine Draws: In erster Linie sollten sie tatsächlich darauf achten, nie die persönlichen Prioritäten aus den Augen zu verlieren. Sonst kommt irgendwann Unzufriedenheit und die ist aus meiner Sicht alles andere als karriereförderlich.

Die Dinge entwickeln sich meistens dann positiv, wenn man in Balance ist und dies auch ausstrahlt. So meine Erfahrung.

Abschließend, gibt es eine Führungspersönlichkeit oder eine Frau, die Sie besonders inspiriert hat? Und gibt es eine Botschaft, die Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben möchten, die in unserer Branche oder anderen Bereichen eine Karriere anstreben?

Christine Draws: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder und jede seinen eigenen Weg finden und konsequent gehen sollte. Da sind wir wieder bei den persönlichen Prioritäten. Aber ich verfolge tatsächlich sehr gerne unterschiedliche Lebensläufe und Biografien, da lässt sich immer etwas daraus lernen. Aktuell finde ich Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstand Güterverkehr der DB und Vorsitzende des Vorstands DB Cargo interessant, weil sie den Eindruck vermittelt, ihr Ding zu machen. Ich verehre Ruth Bader Ginsburg, ehemalige Richterin des Obersten Gerichtshofs der USA, für ihre Haltung.

Inspiriert bin ich auch durch meine Mutter. Sie hat wie viele Frauen ihrer Zeit keine Voraussetzungen für eine Karriere im heute herkömmlichen Sinn gehabt. Dennoch hat sie sich, gerade auch nach dem recht frühen Tod meines Vaters, mutig allen Herausforderungen gestellt. Durch ihr Wissen, ihre Wachheit und einen klaren Werte-Kompass ist sie bis heute eine ganz wichtige Gesprächspartnerin und Ratgeberin.

Von meinen persönlichen Leitgedanken bin ich überzeugt und ich gebe sie sehr gerne weiter: Leichtigkeit leben, mutig Entscheidungen treffen und ein guter Mensch sein.

Frau Draws, vielen Dank für das Gespräch!

BVK ZUSATZVERSORGUNG IN ZAHLEN

Im Jahr 1940 als Zusatzversorgungskasse der bayerischen Gemeinden (ZKdbG) gegründet, arbeitet die BVK Zusatzversorgung heute zusammen mit den anderen elf Versorgungswerken unter dem Dach der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) daran mit, die Altersversorgung von insgesamt knapp 2,5 Millionen Menschen zu sichern. Die BVK Zusatzversorgung ist bundesweit – nach der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) – die zweitgrößte Zusatzversorgungseinrichtung, die für ihre Mitglieder eine tarifvertraglich geregelte betriebliche Altersversorgung organisiert.

Mitglieder

6.035

Kapitalanlagen

30 Mrd. Euro

Versicherte:

1.676.551 Versicherte in der Pflichtversicherung

 43.039 Versicherte in der freiwilligen Versicherung

Versorgungsempfänger

355.263 Rentner in der Pflichtversicherung

12.283 Rentner in der freiwilligen Versicherung

Versorgungsleistungen

1,3 Mrd. € Versorgungsleistungen der Pflichtversicherung

13,9 Mio. € Versorgungsleistungen der freiwilligen Versicherung

(Stand: 31. Dezember 2023)

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